Warum die HERCULES GS 80 gebaut werden musste.
ZÜNDAPP ist Schuld das die HERCULES GS 80 Endstand.
Nachdem HERCULS/SACHS Ende 1978 beschlossen hatte ihre Geländesport Abteilung wieder aufzulösen habe ich 1979 für 2 Jahre zum ZÜNDAPP Werksteam gewechselt um zusammen mit Erwin Schmider die EM und DM sowie Sixdays zu fahren. Ich war damals inoffiziell als Wasserträger bei der EM für Erwin eingeteilt. In der DM fuhr er zwar ab und zu noch mit, aber den DM Titel durfte ich gewinnen wenn ich dem Erwin beim Gewinn seines letzten EM Titels helfen würde. Hat aber für Erwin leider nur zum 3. Platz gereicht weil er in Spanien mit Motorschaden an seiner 50er ausgefallen war. Ich hätte Ihm damals eigentlich meinen Motor auf der Strecke abgeben müssen ( Austausch der Mopeds wäre nat. schneller gegangen) aber der Erwin hat dankend meine Hilfe abgelehnt mit den Worten“ fahr ruhig weiter meine Zeit ist eh bald um du bist noch Jung und brauchst den Erfolg und wenn die Münchner mir kein Zuverläßigeres Moped hinstellen können sind sie selber Schuld.“ Auf meine Frage „ und was soll ich dem Erich sagen was los ist?“ meinte er nur „sagschd hald du hoschd mi it gsea und guad is“. Werd ich ihm nie vergessen. Er war halt immer ein sehr fairer Sportler.
1980 war ich dann in der DM und EM zusammen mit Eddy Hau mit der 100er Zündapp unterwegs. Ein Traum von einem Moped bis auf das Getriebe, Schaltwege so lang wie 5Meter Feldweg. Es gab zwar offiziell keine Stallregie aber hinter den Kulissen war klar dass Eddy die NR.1 war und ich wurde zwangsläufig zu seinem Wasserträger gemacht. Stinkt mir heute noch und würde ich auch nie nie mehr machen. Mit der Sechstage Fahrt in Briuode 1980 dem Klassensieg und dem Silbervasen Gewinn war dann auch meine Zündapp Episode beendet. Wegen einiger Meinungsverschiedenheiten mit Manager Messner hab ich mich entschlossen für 1981 etwas anderes zu suchen. Allein schon deshalb, um nicht wieder als Wasserträger verbrannt zu werden. Die neue 80er Klasse ( Ersatz für die 50er und 100er) wurde durch die Int. Klassenreduzierung erst 1981 ins Leben gerufen. Es gab aber zu dieser Zeit noch von keinem Hersteller irgendein Fahrbereites 80er Wettbewerbs Modell. Ausser von ZÜNDAPP da hörte man dass die in den neuen 125er Zentral Stoßdämpfer Rahmen von Ladi Gorgos einen 80er Motor einbauen wollen. Als Fahrer war da schon fix mein ewiger Kongurrent Jürgen Grisse eingeplant.
Ich hab halb Europa abgesucht nach einer Firma welche mich mit einer 80er unterstützen könnte. Von Kreidler Van Veen bis Puch und KTM hab ich alles abgegrast, leider vergeblich.
Zu Zündapp wollte ich auf gar keinen Fall mehr ich hatte da noch ein paar Rechnungen offen.
Die Zeit für einen weiteren Profi Geländeeinsatz wurde immer knapper, da kam mir der Gedanke es doch nochmal mit HERCULES /SACHS zu probieren. Die hatten zwar für 1981 schon ein paar Serien 80er entwickelt aber halt kein Gelände Wettbewerbs Modell. Eine sog. Sportabteilung gabs auch nicht mehr. Von der alten Sportabteilung existierte nur noch der Günter Dotterweich, Peter Muschweg als genialen Schweißer und Heinz Blendinger also die Besten Voraussetzungen für einen Werksmäßigen Einsatz meinerseits. Gottsei Dank hatte ich zu Dipl. Ing. Herbert Pöppinghaus noch ein sehr gutes Verhältnis. Ich hab Ihn Ende Oktober 1980 um einen Gesprächstermin gebeten um über Gott und die Sport Welt im allgemeinen zu Reden. Ich hab dem damaligen Motoren Chef in Schweinfurt in einem fast 5 Stündigem Bewerbungs Gespräch erst beibringen müssen dass es unwahrscheinlich wichtig ist diese 80er Sachs für mich zu bauen, damit wir den Titel vor Zündapp holen können. Hat ja dann auch 3mal hintereinander geklappt
Ich hab mir nat. nicht im entferntesten ausmalen können was dieses Gespräch Im SACHS/ HERCULES Konzern für eine Lawine auslöste.
Günter Dotterweich hatte da zwar in Eigenriegie schon mal eine Rahmenzeichnung im Schreibtisch liegen, mehr aber nicht. Dass die Schweinfurter dafür den Michael Schaffleitner Engagieren würden um in den kleinen SACHS Motor ein 6 Gang Klauen Getriebe zu bauen war eine echte Sensation.
Das 6 Gang Klauengetriebe ( ein wahres Kunstwerk) war ein Hammer. Kurz und Gut, in Nürnberg wurde in den Räumen der alten Sportabteilung Flugs der erste Cromo Rahmen von Peter Muschweg und Heinz Blendinger zusammen geschweißt. In Schweinfurt wurden mit Schaffleitner, Appelbaum und Schiffer 6 Motoren aufgebaut. Und wenn ich mich richtig erinnere sind wir Ende März 1981 bereits zur ersten Testfahrt ausgerückt. Ich war begeistert, ein Moped extra für mich einfach der Wahnsinn.
ZÜNDAPP konnte einpacken!!!
Als dann Günter Dotterweich auch noch den Erwin Schmider mit ins HERCULES SACHS Boot geholt hat, war ich Im ersten Moment zwar etwas angefressen wegen der Verpflichtung, denn ich wollte nicht schon wieder Wasserträger sein, schliesslich hab ja ich alles angeleiert. Da ich aber den Erwin aus der Zeit mit Zündapp als absoluten fairen Sportler kennengelernt habe, hat mich das dann doch richtig gefreut noch eine Saison zusammen mit meinem 10 Jahre älteren Freund in einer Klasse fahren zu dürfen. Es gab auch keine versteckten Abmachungen wer nun die Nr.1 oder 2 war, das haben wir beide ohne Manager bei einem Kaffee mit Kuchen von Anita unter Sportlern ausgemacht. Erwin hat von sich aus den Vorschlag gemacht “ Arnulf das machen wir ganz einfach, wer nach drei Rennen die Nase vorn hat ist die Nr. 1 und automatisch hilft dann der Verlierer seinem Kollegen “ Und genauso haben es wir auch durchgezogen, Erwin kam nach der 3. Veranstaltung zu mir und hat mir unter 4 Augen gesagt o. K. du warst 3mal schneller jetzt helfe ich dir den Titel zu gewinnen. Und er hats gemacht!!!Da Bin ich heute noch wahnsinnig stolz drauf, denn das hat er für keinen anderen Fahrer der Welt gemacht. Somit bin ich auch der einizige Fahrer der den Weltbesten Geländesportler als Wasserträger hatte. Wir waren damals ein fast unschlagbares kleines Werks unterstütztes TEAM. Fahrer Erwin und ich, Fred Marschall war unser technischer Betreuer und Streckenfahrer vor Ort. Anita war Betreuer und gute Seele im Wohnmobil und an der Zeituhr und Sie hat für die richtige Verpflegung vor und nach der Fahrt gesorgt. Günter Dotterweich als TEAM Chef hat das Ding gezeichnet und in Nürnberg wurde der Rahmen und Auspuff dazu gebaut. Die 6 Motoren sind in Schweinfurt von Michael Schaffleitner, Appelbaum und Schindler aufgebaut worden. In Zusammenarbeit mit Bing haben wir einen sog. Powerjet Vergaser mit Vollgasanreicherung gebaut ( Da konnte ich in knapp 1 Minute die Einstellung ändern ohne den Vergaserdeckel aufzumachen) Johann Weidl hat mir meine HYDROCROSS Dämpfer nach Wunsch abgestimmt, die gehen heute noch genauso gut trotz Gewichtszunahme. Einfach eine unglaubliche Geschichte. Wir haben als kleines 5 Mann TEAM dreimal die große Konkurrenz ZÜNDAPP und KTM geschlagen und sind 1981 auf Elba Mannschaftsvizeweltmeister geworden, waren 2 mal 3. in der EM. Ich bin bis heute mit dem Moped über 120 Veranstaltungstage gefahren ohne einem einzigen technischen Ausfall. Wir haben über 66 Klassensiege und unzählige Top 3 Platzierungen erreicht und die Gute freut sich heute immer noch auf jeden Meter im Gelände. Seit 2005, nach über 23 Jahren Ruhezeit im Keller bin ich mit meiner „Guten“ nun wieder bei den Klassik Fahrten unterwegs und was soll ich sagen? Wir freuen uns über jeden km im Gelände. Für das High Lite 2015, dem SIX DAYS Revival auf Elba wurde Sie nochmal hübsch gemacht und neben den vielen Top Restaurierten Mopeds von Gritti, Muraglia,Brissoni und Brinkmann KTM war sie sicher eines der schönsten Divas der Veranstaltung. Ich war übrigens auch der einzige Fahrer welcher mit seinem Original Motorrad von 1981 am Start war. Noch eine kleine Randgeschichte, gehört zum Abschluß dazu. Als ich beim Endlauf 1981 in Mauer Punktgleich mit Grisse zum Finale antrat, hat mir unser TEAM Chef G. Dotterweich am Samstag nach der techn. Abnahme erklärt dass es ungeheuer wichtig ist dass ich Morgen alles aus mir rausholen müsste um den Titel zu gewinnen. Auf meine Frage, warum das ausgerechnet heute so wichtig wäre, mir das zu sagen? Schließlich weiß ich das ja selber, ich wollte doch auch unbedingt gewinnen. Tja da meinte der gute Günther nur“ Wenn wir Morgen den Titel nicht gewinnen sind die Kosten von 750000.- DM 250000.- DM allein fürs Schaffleitner Getriebe in den Sand gesetzt und unsre kleine Werks Sportabteilung ist am Montag wieder Arbeitslos“ Na Danke, ich war ab da ziemlich fertig mit der Welt, hab dann alles was in mir drin war einschließlich den Kuchen von Anita nochmal durch den Kopf gehen lassen. Ich glaub ich hab eine ½ Std. vor dem Start nochmal gekotzt vor Aufregung. Es kann also Keiner sagen ich hätte nicht alles aus mir rausgeholt. Nun gut es hat Letztendlich geklappt, wir haben den ersten 80er Titel gewonnen. Und die 2 nächsten Jahre auch noch mal.
Erich Messner hatte 45er Halsschlagadern, das allein schon war der Einsatz Wert.
Und wie das in Mauer funktioniert hat wird nochmal eine extra Geschichte.