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Zündapp Der Eimer vom Erwin Schmider

Die Geschichte mit dem Eimer vom Erwin?

Nach dem Rücktritt vom SACHS Werksgeländesport  1978 bin ich 1979 bei Zündapp gelandet und weil ich der kleinste aber nicht jüngste war, hat mich  der Erich Messner  zu meinem großen Vorbild Erwin Schmider in die 50er Klasse beordert. Erwin war für mich damals immer noch eine Fahrerpersönlichkeit zu der man nur aufschauen konnte. Deshalb hab ich mich auch gar nicht dagegen gewehrt für Ihn den sog. Wasserträger zu spielen, zumal es ja nach Aussage Messner eh sein letztes Geländejahr sein sollte, deshalb wollte man ihm halt noch einen EM Titel in der 50er Klasse gönnen.  Ich musste demnach alles tun um Erwin nach hinten gegen die Italiener abzuschirmen. Was eigentlich ein Quatsch war denn Erwin war mit seinen damals gerademal 42 Lenzen uns allen noch mehr als  ebenbürtig wenn nicht gar überlegen nur die kleinen Italiener mit den Fantics wurden immer besser. Unsere Ziehkeil Zündapp war da schon nicht mehr ganz auf  dem Stand der Technik. Leistung war schon gut da aber der Vergaser, keine Wasserkühlung und das Ziehkeilgetriebe???

Um damit wieder auf den Eimer zurück zu kommen muss ich etwas weiter ausholen, wems zu lang wird der kann ja weiterklicken.

Ich tat jedenfalls mein Bestes um dem Erwin seinen verdienten EM Titel zu verhelfen, ich machte Vergasereinstellungen, testete alle möglichen Fahrwerkseinstellungen und fuhr eigentlich immer anständig hinter dem Erwin her, transportierte Ersatzteile,  um Ihm bei techn. Gebrechen seiner Zündapp helfen zu können. Leider hatte der Erwin beim spanischen EM Lauf Pech mit seiner 50er, eine abgebrochene Schiebernadel hatte seinen Kolben zerstört. Eigentlich hätte ich damals dem Erwin mein Moped abgeben müssen Nummernschildwechsel wäre bei unserer Zündapp-Erfahrung ja auch schnell gegangen. Aber so ist er halt der Erwin, er meinte nur „ Arnulf fahr ruhig weiter, wenn mir die Münchner so a Glumperts Zeigl gääbe dann brauche se au koin EM Titel mehr. Du bisch no Jung ( o.K. ich war grad mal 10 Jahre Jünger) du braugschd die Punkte mehr wie i, sagschd halt dem Messner du hosch mi it gseea“ Und was sollte ich da machen? Befehl ist Befehl  ich fuhr halt weiter. Nächster EM Lauf war wenn ich mich richtig erinnere in Brioude Frankreich. Da wars ziemlich heiß so um die 35Grad, unseren 50er Luftgekühlten wurde es ganz schön heiß ums Herz und damit ging auch die Leistung zurück. Wir sind damals kurz vor der Sonderprüfung durch einen kleinen Bach gefahren und ich kam auf die Idee meinen Motor mit dem Wasser abzukühlen damit er in der Sonderprüfung wieder etwas besser zog. Mittels einer Plastiktüte holte ich Wasser aus dem Bach und kühlte damit meine kleine Zündapp schön runter. Erwin stand daneben und meint nur „ moinschd des hebbd  der Motor“ Ich sagte nur „wirst schon sehen ich bin jetzt mind. 6 Sekunden  schneller als du“.

Gesagt getan, ich war wirklich ca. 6 sek. Schneller als Erwin nach der Prüfung. Als ich dann in der 3. Runde bei unserem Betreuer Schmidi in die ZK kam, fragte der mich „ Arnulf,  haste schon gesehen was der Erwin da gebaut hat?“ Wie was gebaut, ich hab doch gar nichts gesehen bei Ihm. Da hat der Erwin doch hinter meinem Rücken mit Hilfe von Pinze und Schmidi mit einer großen Wasserflasche und einem Benzinschlauch eine Wasserkühlung an seine 50 er gebaut. Die Wasserflasche steckte oben hinter der Lampenmaske und der Benzinschlauch war schön vor dem Zylinder platziert, so kühlte er seinen Motor während Sonderprüfung runter bis die Flasche leer war. Gebracht hat das zwar nicht viel, aber die psychologische Wirkung war eine ungeheure. Beim nächsten Lauf  in  Weitra, Österreich mussten dann härtere Geschütze aufgefahren werden. Denn dass der kalte Motor besser ging hat dem Erwin schon gefallen. Also wurde ausgemacht dass fortan vor jeder Sonderprüfung jeweils ein großer Eimer Wasser für Erwins und  meine Zündapp kurz vor der Prüfung versteckt deponiert werden sollte, damit wir unsere Motoren schön kühlen konnten.

Dumm war nur, dass die Zündappmannschaft nur zwei ungleich große Eimer dabei hatten, einen mit 15 Liter und einen mit 10 Liter Inhalt. Dumm war  natürlich auch dass Sie uns das vor dem Start gesagt hatten. Erwin wusste genauso wie ich dass 15 Liter mehr kühlen als 10L, also ist doch klar wer die 15 Liter hat, ist kühler also schneller, logisch oder?

Nur noch zum besseren Verständnis der Situation, Erwin und ich fuhren in der gleichen Startminute, also immer schön zusammen. Die Etappen  in  Weitra waren mittelschweres Gelände, die Zeiten locker zu fahren. Es war eigentlich keine übermäßige Eile geboten. Erwin genoss damals unter allen Nationen einen sehr guten Strecken-Zeiteinteilungs-Ruf, was bedeutete wenn Erwin normal fuhr war keine Eile geboten, die Zeiten also locker zu schaffen. Machte er Gas sollte man tunlichst dran bleiben, denn da könnte es eng werden. An der Zeitkontrolle vor der Sonderprüfung waren Erwin und ich jedoch sehr nervös an der Stempeluhr, weil wir nämlich möglichst schnell weg wollten um an die Wassereimer zu kommen, denn wie gesagt wer zuerst kommt hat  den großen Eimer. Das, was wir anschließend  in der Etappe aufgeführt haben, war jenseits von Gut und Böse, ich hab alles gegeben um als erster an dem großen Eimer anzukommen, Erwin ebenfalls. Die Italiener hinter uns wussten natürlich. nicht was los war und versuchten alles um an uns dran zu bleiben, wahrscheinlich meinten die dass da irgendwas in der Strecke versteckt war, weil wir so angasten. Was soll ich sagen, ich hab den Erwin erst in der letzten Abfahrt geknackt und war als erster am großen Trog. Wer Erwin kennt der weiß was jetzt kam.

„ Die Huresäckl von Zündapp habe net amol zwoi gleiche Oimer etz hab i den Salat de Motore sin hois un i hab grad amol 10 Liter Wasser zom kühle, da brauchi doch gar it mehr fahre…. usw. „ Ich hab dem Erwin nat. 2.5 Liter von meinem Eimer abgegeben das hat Ihn aber nicht wesentlich beruhigt  er hat weiter geschimpft. In der Sonderprüfung waren wir nat. schneller wie die Italiener, denn wir hatten schon gut trainiert. In der nächsten Runde gleiches Spiel, Erwin und ich versuchten wieder alles zuerst am Trog zu sein nur mit dem Unterschied, diesmal war er schneller, aber leider waren hinter dem Holzstoss keine Wassereimer zu finden.

Die Schimpfkanonade vom Erwin kann ich leider hier nicht wiedergeben, er hatte jedenfalls 218 Puls. Während Erwin tobte, suchte ich an den anderen Holzstössen nach unseren Eimern, und siehe da hinter dem 3. Stoß standen sie ja, unsere Zündapp-  Eimer, ja nun hatte ich wieder den 15er zu kühlen und Erwins Gesichtsfarbe ging in Richtung dunkelrot. Wir haben das Wasser natürlich ehrlich geteilt und Erwin hat sich nach der Sonderprüfung auch wieder beruhigt, schließlich gabs im CaféTeuchert auch immer den besten Kaffee mit Anitas Kuchen. Erwin ist bei seiner letzten EM bedingt durch den Ausfall in Spanien leider doch nicht mehr Europameister geworden aber ein 2. Platz ist ja auch nicht so schlecht oder?

So und das war Sie nun die  Story vom Erwin und sein Eimerle.

Arnulf

 

3 Gedanken zu „Zündapp Der Eimer vom Erwin Schmider“

  1. Hallo Herr Teuchert,

    sensationell geschrieben, das muss jeder einfach zu Ende lesen. Herzlichen Dank, dass sie das so kommunizieren für die Öffentlichkeit. Habe sie in Isny fahren sehen, einfach gut.
    Bin der ehemalige Geschäftspartner von Kurt Fischer.

    Grüße aus dem Allgäu und bleiben sie gesund….

  2. Hallo Herr Teuchert,
    Super geschrieben, mein alter Herr, so alt wie Erwin Schmider und ich waren damals auch im Geländesport unterwegs, leider nicht so erfolgreich wie ihr beiden, war aber trotzdem eine schöne Zeit und solche Geschichten liest man gerne.

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